Kleines Stichwortverzeichnis



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Das Wissenschaftlich-humanitäre Komitee (WhK)

Das Wissenschaftlich-humanitäre Komitee war der erste Versuch in der Geschichte, sich gegen antihomosexuelle Strafgesetze zu organisieren und die Öffentlichkeit über das "Wesen der mann-männlichen Liebe" aufzuklären. Es wurde am 15. Mai 1897 von Magnus Hirschfeld zusammen mit dem Verleger Max Spohr, dem Juristen Eduard Oberg und dem Schriftsteller Max von Bülow gegründet. Das Komitee diente dem Zweck, eine kritische Öffentlichkeit für die Streichung des Paragraphen 175 zu mobilisieren, welcher den Beischlaf zwischen Männern mit Gefängnis bedrohte.

Das WhK war eng mit Hirschfelds Institut für Sexualwissenschaft verbunden. Von diesem übernahm es eine Reihe wissenschaftlicher Theorien, die allesamt darauf hinausliefen, Homosexuelle als ein biologisch "drittes Geschlecht" zwischen Mann und Frau zu konstruieren. Diese Art der Theoriebildung geriet bereits in der Weimarer Republik in eine Außenseiterrolle. Ihr Ziel war es, durch den Nachweis des Angeborenseins der Homosexualität, das Strafrecht für unanwendbar zu erklären.

Die biologistische Tendenz, die Hirschfeld dem Komitee gab, stieß innerhalb des WhK von Anfang an auf Widerspruch. Doch erst am 24. November 1929 gelang es seinen internen Konkurrenten, allen voran dem KPD-Funktionär Richard Linsert, Hirschfeld zum Rücktritt zu zwingen. Nachfolger wurde der Sanitätsrat Dr. Otto Juliusburger und Dr. jur. Kurt Hiller wurde zum 2. Vorsitzenden gewählt. Juliusburger bewirkte in der kurzen Zeit, die bis zur Auflösung des Komitees durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 verblieb, eine Umorientierung des WhK, die es aus seiner wissenschaftlichen Isolation befreite. Statt auf biologische wurde jetzt der Schwerpunkt auf psychologische und soziologische Forschungserkenntnisse gesetzt.

Das Komitee hatte seinen Sitz in Berlin und Zweigstellen in etwa 25 deutschen, österreichischen und niederländischen Städten. Obwohl es nie mehr als 500 Mitglieder hatte, gilt es als wichtiger Meilenstein der homosexuellen Emanzipationsbewegung.
Kurt Hiller, der 1933 dreimal verhaftet wurde und in KZs eingekerkert war, wurde auf hohe Führsprache hin 1934 entlassen und konnte über Prag nach London fliehen. 1955 kehrte er nach Hamburg zurück und wollte dort 1962 das WhK neu gründen. Er blieb dabei aber isoliert und der Versuch scheiterte.

Im Jahre 1998 wurde unter dem Namen "wissenschaftlich-humanitäres komitee (whk)" eine neue Verbindung und ein zugehöriger Förderverein gegründet. Ein Bezug zum historischen WhK besteht nur durch den Namen und den Einsatz in schwullesbischen Themenbereichen. Die neue Verbindung nimmt in vielen Fragen eine konträre Position zum Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) ein und fühlt sich der revolutionären Linken verbunden. Das wissenschaftlich-humanitäre komitee gibt die Zeitschrift "Gigi. Zeitschrift für sexuelle Emanzipation" heraus, die 2001 mit einem Sonderpreis des Felix-Rexhausen-Preises ausgezeichnet wurde.







Magnus Hirschfeld

Magnus Hirschfeld (* 14. Mai 1868 in Colberg; † 14. Mai 1935 in Nizza) war deutscher Arzt, Sexualforscher und Vordenker der Homosexuellen-Bewegung.
Hirschfeld befürwortete eine Geburtenkontrolle und sprach sich gegen die strafrechtliche Verfolgung der Homosexualität aus. Unter dem Motto "Durch Wissenschaft zur Gerechtigkeit" wollte er das Angeborensein der Homosexualität beweisen und damit die Forderung nach deren Straffreiheit begründen. Dazu entwickelte er die Theorie eines "dritten Geschlechts" zwischen Mann und Frau, das aus Homosexuellen, Transsexuellen und Intersexuellen bestehe.







Institut für Sexualwissenschaft

Das Institut für Sexualwissenschaft von Magnus Hirschfeld in Berlin war eine private Einrichtung. Es wurde am 6. Juli 1919 eröffnet und mit seiner Plünderung am 6. Mai 1933 von Nationalsozialisten durch organisierten Vandalismus vernichtet.
Mit diesem Institut hatte sich Hirschfeld als mitfühlender Arzt und seit dem Ende des 19. Jahrhunderts engagierter Sexualreformer einen früh schon entwickelten und lang gehegten persönlichen Traum erfüllt: Entgegen widrigster Zeitströmungen auch von wissenschaftlicher Seite zur Etablierung einer institutionalisierten Sexualwissenschaft beizutragen und der "Förderung wissenschaftlicher Forschung des gesamten Sexuallebens und Aufklärung auf diesem Gebiete" einen Ort sowie einen rechtlich geschützen und finanziell gesicherten Rahmen zu verschaffen.
Die Institutsgründung war die erste und bis nach dem Zweiten Weltkrieg auch die einzige ihrer Art. Was die Nazis am 10. Mai 1933 auf dem Opernplatz in Berlin nicht verbrannt und das Berliner Finanzamt im November danach in einer Zwangsversteigerung zur Eintreibung nachberechneter Steuerschulden nicht verscherbelt hatte, besorgte der Vernichtungskrieg Hitlers. Heute gibt es nicht einmal mehr das von Hirschfeld erworbene und umgebaute Gebäude der ehemaligen Villa Joachim im Berliner Tiergarten, des zeitweiligen Palais de Ville des Fürsten von Hatzfeldt.
An das Hirschfeld-Institut erinnert nur noch eine Gedenktafel, die 75 Jahre nach seiner Gründung am 6. Juli 1994 in der Nähe des ehemaligen Standorts aufgestellt wurde.







Lesben- und Schwulenverband in Deutschland

Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) ist mit fast 3.000 Einzelmitgliedern und 70 Mitgliedsorganisationen die größte Bürgerrechts- und Selbsthilfeorganisation von Lesben und Schwulen in Deutschland. Er ist mittlerweile in fast allen Bundesländern vertreten.

Inhalte und Projekte:
Wichtige Verbandsthemen sind ein bundesweites Antidiskriminierungsgesetz, die steuer- und beamtenrechtliche Gleichbehandlung eingetragener Lebenspartnerschaften oder das gemeinsame Adoptions- und Sorgerecht für eingetragene Lebenspartnerschaften.
Darüber hinaus engagiert sich der LSVD in den Bereichen Antidiskriminierungspolitik in der EU sowie Menschenrechte für Lesben, Schwule und Transgender.
Neben seiner politischen Arbeit hat der LSVD, sein Familien- und Sozialverein und seine Untergliederungen zahlreiche Sozialprojekte entwickelt, beispielsweise im Bereich der Antigewaltarbeit, der Selbstorganisation von lesbischen und schwulen Migranten und der Regenbogenfamilien. Im Bereich der Migrationspolitik gibt es Diskussionen zwischen dem Bundesvorstand und dem Berliner Landesverband über die richtige Strategie zum Umgang mit Homophobie unter Migranten.

Geschichte:
Der Verband wurde am 18. Februar 1990 von ostdeutschen schwulen Bürgerrechtlern wie Eduard Stapel in Leipzig als "Schwulenverband in der DDR" (SVD) gegründet. Er verstand sich als Teil der Bürgerrechtsbewegung in der ehemaligen DDR. Auf seinem ersten Verbandstag in Magdeburg (Juni 1990) benannte sich der SVD in "Schwulenverband in Deutschland" um mit dem Anspruch, zukünftig bundesweit aktiv zu werden.
Der Bundessprecherrat hatte gezielt Volker Beck, Günter Dworek und Manfred Bruns angeworben, die zuvor führend im westdeutschen Bundesverband Homosexualität (BVH) aktiv gewesen waren, um eine Ausdehnung auf Gesamtdeutschland zu erreichen. Manfred Bruns, Frank Hoyer und Michael Schneidewind wurden die ersten Westbeauftragten des Verbands. Für einen Teil der Aktivisten im BVH war das Angebot interessant, da sich in ihrem Verband um die Forderung nach Öffnung der Ehe für Lesben und Schwulen kein gemeinsamer Standpunkt hatte finden lassen.
Mit der Aktion Standesamt im August 1992 popularisierte der SVD die Forderung nach Öffnung der Ehe für lesbische und schwule Paare in den Massenmedien und stellte den BVH, der eine alternative Lebensformenpolitik propagierte, zunehmend ins Abseits. 1997 löste sich der BVH schließlich auf.
Im Dezember 1998 veröffentlichte eine Initiative von mehreren Lesben, u.a. Halina Bendkowski und Ida Schillen, einen "Aufruf an alle Lesben, die sich eine wirkungsvolle Politik für unsere Rechte auf Bundesebene wünschen". Die Unterzeichnerinnen fordern dazu auf, den SVD in einen Lesben- und Schwulenverband umzuwandeln.
Im März 1999 beschloss der 11. Verbandstag in Köln mit großer Mehrheit die Erweiterung des SVD zum "Lesben- und Schwulenverband in Deutschland". Damit ergab sich eine Konkurrenzsituation zum Lesbenring, der die Ausweitung der Ehe auf Lesben und Schwule für unvereinbar mit seinem Verständnis von Feminismus hielt. Heute haben LSVD und Lesbenring annähernd gleich viele lesbische Mitglieder. Programm und Satzung des LSVD wurden ergänzt, die zentralen Begriffe des Programms, Emanzipation, Partizipation und Integration, blieben erhalten.
Auf dem Weg zum Lebenspartnerschaftsgesetz wurde der LSVD bei den entscheidenden Anhörungen des Bundestags und bei der Verhandlung des Bundesverfassungsgerichts angehört. Mit der von vielen Prominenten unterstützten Aktion Ja-Wort warb er in der Bevölkerung für eine Unterstützung der ersten gesetzgeberischen Schritte bei der Eingetragenen Lebenspartnerschaft.
Im September 2004 organisierte der LSVD eine Kampagne gegen Reggaemusiker, die in Jamaika mit Hassliedern zum Mord an Schwulen aufrufen. Die Kampagne bewegte eine Vielzahl von Konzertveranstaltern zur Absage der in Deutschland geplanten Auftritte.
Am 28. Februar 2005 startete der LSVD die "Aktion EinszuEins" die für die Gleichstellung der Lebenspartnerschaft wirbt und auch über über aktuell bestehende Benachteiligungen informiert.
Der LSVD unterstützt außerdem die schwule Bürgerrechtsbewegung in Polen, die mit massivem Widerstand bei Regierung und Behörden sowie mit Gewalt aus Teilen der Bevölkerung konfrontiert ist.







Film: Nicht der Homosexuelle ist pervers,
sondern die Situation in der er lebt

Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation in der er lebt ist ein im Auftrag des Westdeutschen Rundfunks gedrehter provokanter Film von Regisseur Rosa von Praunheim.

In ihm wird das damalige Leben vieler Schwuler Anfang der 70er in der Subkultur und die daraus zu ziehenden Konsequenzen behandelt. Er richtet sich nicht an die Unterdrücker, sondern an die Homosexuellen selbst. Die These des Films: Die schlechte Situation, in der sie lebten, war hausgemacht. Tenor des Films ist, dass Schwule ihre unmäßige Angst überwinden sollen und aus ihren Verstecken kommen sollen, um solidarisch und kämpferisch miteinander für eine bessere, gleichberechtigtere Zukunft anzutreten.

Dadurch wurde er zum Auslöser für die Entstehung der modernen Schwulenbewegung nach Stonewall im deutschsprachigen Raum, war von allen Seiten sehr umstritten und die Fernsehausstrahlung wurde zum Skandal.

Handlung:
Der junge Daniel aus der Provinz kommt nach Berlin und trifft dort auf Clemens. Beide erleben die große Liebe, ziehen zusammen und versuchen die bürgerliche Ehe zu kopieren. Nach vier Monaten trennen sie sich aber wieder, da Daniel inzwischen einen älteren, reicheren Mann kennengelernt hat, in dessen Villa er zieht.
Wenig später betrügt ihn sein älterer Freund bei einem Musikabend. Für ihn war Daniel nur ein Objekt. Daniel beginnt in einem Homosexuellen-Café zu arbeiten, kleidet sich nach der neuesten Mode und passt sich schnell an die Ideale der Subkultur an. Er lässt sich bewundern und verbringt seine Freizeit im Strandbad. Des Nachts geht er in Homosexuellen-Bars und wird immer mehr von den ständig wechselnden sexuellen Abenteuern abhängig.
Nach einiger Zeit entdeckt er die Reize des Cruising in Parks und auf Toiletten, wo er auch erlebt wie ältere Homosexuelle zusammengeschlagen werden. Zu später Stunde landet er einmal in einer Transvestitenkneipe, in der sich um diese Zeit alles trifft, was bis dahin keinen Partner gefunden hat. Hier trifft er Paul, der ihn mit in seine schwule Wohngemeinschaft nimmt.
Die Gruppe diskutiert mit ihm über die Probleme des schwulen Lebens und macht ihm klar, dass er ein sehr oberflächliches Leben führt. Seine Aufgabe als emanzipierter Schwuler sei es sich dazu zu bekennen und aktiv andere Inhalte zu schaffen als nur Mode und Sex. Man schlägt ihm vor, sich politisch zu organisieren und gemeinsam mit anderen Schwulen über menschliche Formen des Zusammenlebens nachzudenken.

Historische Bedeutung:
Am 01.09.1969 trat die Liberalisierung des §175 in Kraft. Praktizierte männliche Homosexualität unter Erwachsenen war nicht mehr strafbar. Langsam begann ein öffentliches schwules Leben in Deutschland.
Praunheim:

"Der Film war geprägt von Wut und Frust, die sich in meinem bisherigen schwulen Leben in Berlin aufgestaut hatten. Ich war davon überzeugt, daß wir nicht immer nur passiv auf die Nettigkeit der Gesellschaft warten könnten, damit sich für uns etwas zum Vorteil verändert. ... Unser Film sollte provozieren, Schwule und Hetis aus ihrer Ruhe und ins Gespräch bringen. Wir wollten auf keinen Fall einen Film, der die Schwulen glorifiziert oder bemitleidet. Uns war es wichtig, die beschissene Situation der Schwulen schonungslos aufzudecken, ..."

Praunheim ließ sich für diesen Film vom Soziologen Martin Dannecker beraten, der zusammen mit Reimut Reiche gerade eine Untersuchung über den "gewöhnlichen Homosexuellen" abgeschlossen hatte. Der Titel des Films ist ein Zitat aus Danneckers Buch.
Uraufgeführt wurde der Film am 31. Januar 1971 im Rahmen der Berlinale am Forum des jungen Films. Bei den Aufführungen in den Kinos kam es oft zu spontanen Diskussionen und noch im selben Jahr gründeten sich die Homosexuelle Aktion Westberlin (HAW) und die Rote Zelle Schwul (ROTZSCHWUL) in Frankfurt.
Im Fernsehen wurde der Film das erste Mal am 31. Januar 1972 vom Auftraggeber WDR im 3. Programm zu später Stunde ausgestrahlt. Die vorgesehene parallele Aufführung bei der ARD wurde kurzfristig abgesagt.
1972 wurde in Münster die erste Schwulendemo in der Geschichte der Bundesrepublik durchgeführt.
Die ARD strahlte den Film ein Jahr später am 15. Januar 1973 im 1. Programm aus, woraufhin sich der Bayerische Rundfunk aus dem gemeinsamen Programm ausklinkte, wie er es auch 1977 bei der Ausstrahlung von Die Konsequenz und 1990 beim ersten schwulen Fernsehkuss in der Lindenstraße praktiziert hat.
Der Filmtitel wird heutzutage manchmal absichtlich abgewandelt oder falsch zitiert als "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Welt in der er lebt!", was je nach Auslegung der Intention des Films widerspricht.

Zitate und Grundaussagen:
Da die Schwulen vom Spießer als krank und minderwertig verachtet werden, versuchen sie noch spießiger zu werden, um ihr Schuldgefühl abzutragen mit einem Übermaß an bürgerlichen Tugenden. Sie sind politisch passiv und verhalten sich konservativ als dank dafür, dass sie nicht totgeschlagen werden. Schwule schämen sich ihrer Veranlagung, denn man hat ihnen in jahrhundertelanger christlicher Erziehung eingeprägt, was für Säue sie sind. Deshalb flüchten sie weit weg von dieser grausamen Realität in die romantische Welt des Kitsches und der Ideale. Ihre Träume sind Ilustriertenträume, Träume von einem Menschen, an dessen Seite sie aus den Widrigkeiten des Alltags entlassen werden in eine Welt, die nur aus Liebe und Romantik besteht. Nicht die Homosexuellen sind pervers, sondern die Situation, in der sie zu leben haben.
Wir müssen uns organisieren. Wir brauchen bessere Kneipen, wir brauchen gute Ärzte, und wir brauchen Schutz am Arbeitsplatz.
Werdet stolz auf eure Homosexualität!
Raus aus den Toiletten! Rein in die Straßen!
Freiheit für die Schwulen!

Kritiken:
Vincent Canbys, New York Times: Ein militant marxistischer Aufruf für ein Ende der Schwulenunterdrückung.
queerfilm.de, 2001: Ganz im Stile der 70er Jahre ist dieser Film inzwischen ein filmisches Dokument der Schwulenbewegung und seiner Zeit. Wobei die filmische Experimentierfreudigkeit so manchen Aufführer verwirrt, da der u.a. eine 10-minütige stumme Szene hat! Auch als Dokument der Szene Anfang des siebten Jahrzehnts ist der Film bemerkenswert. Ohne Tabus zeigt er damals ungesehene Bilder von Schwulen auf Klappen oder im Park. "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt" ist ein Zeitdokument, dessen Mut und Kraft auch heute noch beeindrucken.







Martin Dannecker

Martin Dannecker (* 1942 in Oberndorf am Neckar) zog 1960 nach Stuttgart und 1966 nach Frankfurt am Main.
Er war der "Kopf" hinter Rosa von Praunheims erstem Filmerfolg Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt. Nach der Ausstrahlung dieses Filmes zunächst nur im "Dritten" des WDR und erst viel später im ersten Programm (mit Ausnahme Bayerns) und nach vielen regionalen Vorführungen dieses Filmes mit anschließenden Diskussionen gründeten sich die ersten politischen Schwulengruppen der Nachkriegszeit.
Zitat aus dem Film:
Schwule wollen nicht schwul sein, sondern so spießig und kitschig leben wie der Durchschnittsbürger. Schwule fordern vom Schwulen, ein Ästhet zu sein. Da die Schwulen vom Spießer als krank und minderwertig verachtet werden, versuchen sie, noch spießiger zu werden, um ihr Schuldgefühl abzutragen mit einem Übermaß an bürgerlichen Tugenden. Ihre politische Passivität und ihr konservatives Verhalten sind der Dank dafür, dass sie nicht totgeschlagen werden.
Das war ein wesentlicher Teil des Textes, der im Film von Volker Eschke aus dem Off gesprochen wurde.
In dieser Zeit erschien auch die erste wissenschaftliche Arbeit zum Thema Homosexualität, "Der gewöhnliche Homosexuelle", die Martin Dannecker zusammen mit Reimut Reiche im S. Fischer Verlag veröffentlichte.
Zitat aus dem Klappentext des Buches:
Die erste Untersuchung, die den gesamten Lebenszusammenhang Homosexueller in den Blick nimmt und den Zusammenhang von individuellem Triebschicksal Homosexueller und dem sozialen Zwang, dem sie ausgesetzt sind, im einzelnen aufzeigt.







George Michael

George Michael (* 25. Juni 1963 in London; eigentlich Georgios Kyriakos (Kyriacos) Panayiotou) ist ein britischer Sänger und Komponist griechisch-zypriotischer Abstammung.

Biographie:
Seine Karriere begann George Michael Anfang der 1980er Jahre zusammen mit seinem Partner Andrew Ridgeley im Duo Wham!. Die Gruppe Wham! bestand von 1982 bis 1986 und hatte zahlreiche Hits. Zu den größten Erfolgen zählten die Songs Wake Me Up Before You Go Go, I'm Your Man und besonders Last Christmas.

Michaels erstes Soloalbum nach der Trennung von Ridgeley war Faith (1987), das sich allein in den USA acht Millionen Mal verkaufte und fünf Nummer-1-Hits in den US-Billboard-Charts hervorbrachte. Für Faith bekam Michael den Grammy. 1990 erschien das zweite Soloalbum Listen Without Prejudice, Volume I. Das Album wurde zwar von den Kritikern gelobt; der kommerzielle Erfolg erschien im Vergleich zu Faith jedoch blass ("nur" 8 Mio. Alben weltweit). Dieser "Flop" schien auch darauf zurückzuführen zu sein, dass Michael sich dazu entschlossen hatte, nicht mehr in seinen Videos aufzutreten, oder gleich gar keine produzieren ließ.

Nach einem mehrjährigen Rechtsstreit mit Sony, den Michael verlor, veröffentlicht er 1996 mit Older sein drittes Soloalbum bei der Plattenfirma Virgin. Virgin kaufte Michael für einige Millionen Dollar aus seinem damaligen "gültigen" Sony-Vertrag heraus, da er sich geschworen hatte, nie wieder für Sony eine Platte aufzunehmen. Der neue Kontrakt beinhaltete u. a., dass Virgin den Musiker George Michael weltweit vermarkten durfte, ausgenommen die USA. Dort hatte sich die Produktionfirma DreamWorks (u. a. von Steven Spielberg) die Rechte gesichert.

Michael wurde am 7. April 1998 in Los Angeles beim Cruising auf einer öffentlichen Toilette verhaftet und war dadurch gezwungen, sich als homosexuell zu outen. Michael konterte mit seinem Video Outside, in dem u. a. zwei schwule Polizisten dargestellt werden.

Im selben Jahr brachte Michael seine Best-Of-CD (Ladies & Gentlemen: The Best Of George Michael) heraus, welches auf Platz eins der BBC-Charts gelangte. Die Doppel-CD enthielt neben Klassikern wie Careless Whisper, Fastlove, Too Funky oder dem Duett mit Elton John Don’t Let The Sun Go Down On Me auch drei neue Songs: ein Duett mit Mary J. Blige (As), das als Single erfolgreich war, Outside sowie A Moment With You, einen weiteren Song, der sich mit dem Coming-Out beschäftigte.

1999 veröffentlichte Michael Songs From The Last Century, das im Swingstil aufgenommen wurde. Darin zollt Michael einigen der größten Songwritern des 20. Jahrhunderts seinen Respekt.

Nach diesem Album hatte Michael seinen Virgin/DreamWorks-Vertrag erfüllt. Man hörte einige Zeit nichts mehr von ihm, außer dass er bei Wohltätigkeitsveranstaltungen auftrat. Mitte 2000 nahmen George Michael und Whitney Houston die Single If I Told You That auf. 2002 kam Michael mit seiner neuen Single Freeek! zurück, welche von der Plattenfirma Polydor (Universal) veröffentlicht worden war. Michael unterschrieb einen Vertrag, der ihn verpflichtete, zwei Singles herauszubringen, mit der Option, sein nächstes Album unter Polydor zu veröffentlichen. Mit Shoot The Dog, einem Song, der George W. Bushs und Tony Blairs Politik kritisierte, erfüllte er seine Verpflichtungen.

2004 gab Michael bekannt, dass sein Album Patience, welches wieder bei Sony erschien, sein letztes kommerziell vertriebenes Werk sein würde. Nach einem Duettalbum, an dem momentan gearbeitet würde, wolle er seine Musik nur noch kostenlos auf seiner Homepage zum Herunterladen zur Verfügung stellen. Die Singles Amazing und Flawless waren auch in Deutschland sehr erfolgreich. Der letzte Track des Albums, Through, ist ein Rückblick auf seine Karriere.

2005 stellte Michael auf der Berlinale die autobiografische Dokumentation A Different Story vor und kündigte an, sich aus dem Musikgeschäft zurückziehen zu wollen.

Am 26. Februar 2006 wurde Michael von der Londoner Polizei in der Nähe des Hyde Parks bewusstlos hinter dem Steuer seines stehenden Wagens aufgegriffen. Ein erster Drogentest blieb allerdings negativ.

Im Frühjahr 2006 kündigt George Michael mit "25-live" seine erste Tour seit 1991 an, die ihn u.a. auch nach Deutschland führt.







Cruising

Als Cruising (aus der englischen Seefahrersprache '(mit dem Schiff) kreuzen, herumfahren') wird im Kontext schwuler Sexualität der Vorgang der Suche nach einem Partner vor allem für spontanen Sex bezeichnet. Dabei wird auch von Cruising-Areas gesprochen, also von Orten, an denen Cruising regelmäßig stattfindet. Dies sind beispielsweise öffentliche Parks oder Plätze (oder bestimmte Bereiche davon), Schwimmbäder, Badeseen, Parkplätze (vor allem Autobahnparkplätze bzw. deren angrenzende Gebüsche oder Wälder) oder so genannte Klappen (öffentliche Toilettenanlagen).

Im Gegensatz zu solchen Cruising-Areas, die "wild" entstanden sind, gibt es auch Formen des Cruisings, bei denen die sexuelle Tätigkeit mehr oder weniger vom "Hausherrn" vorgesehen ist. So gibt es seit Mitte der Achtziger Jahre in vielen schwulen Bars bestimmte Räume, die von Gästen fürs Cruising genutzt werden können (Darkroom). Manchmal wird bei schwulen Veranstaltungen auch von einem Cruising-Bereich gesprochen, wenn eigens zum Zweck des Findens eines Partners ein entsprechender Bereich vorgesehen wurde (zum Beispiel bei Diskoveranstaltungen oder größeren Partys). Ebenfalls zu dieser Kategorie können schwule Saunen gezählt werden.

In Ländern, in denen schwule Sexualität verboten oder gesellschaftlich stark geächtet ist, kann Cruising – auch wenn fast aus jedem Land Cruising-Areas bekannt sind – eine durchaus gefährliche Angelegenheit werden (sowohl strafrechtlich als auch wegen der Wahrscheinlichkeit von Gewaltverbrechen). Ein Beispiel für die strafrechtlichen Folgen in den USA liefert der Fall von George Michael.

Da in manchen deutschen Bundesländern im Umfeld des Cruisings durchaus noch Repressionsaktionen vorkommen, kann Cruising auch hierzulande in Einzelfällen problematisch sein: So wird zum Beispiel in Bayern von der Polizei aktiv nach schwulem Sex auf öffentlichen Toiletten gesucht in der Absicht, dies als "Erregung öffentlichen Ärgernisses" zu ahnden. Es ist umstritten, inwiefern etwas, wonach gesucht werden muss, als "öffentlich" zu betrachten ist. Teilweise sind bei derartigen Gelegenheiten Übergriffe durch die Polizei dokumentiert.

Wie bei aller sexuellen Tätigkeit sollte auf die Regeln von Safer Sex geachtet werden.







Hella von Sinnen

Hella von Sinnen (* 2. Februar 1959 in Gummersbach; eigentlich Hella Kemper) ist eine deutsche Fernsehunterhalterin und Komikerin.

Hella von Sinnen studierte in Köln Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften, Germanistik und Pädagogik.

Bekannt wurde sie 1988 durch die RTL-Fernsehunterhaltungssendung Alles nichts oder?!, die sie zusammen mit Hugo Egon Balder moderierte. Dabei stach sie bei jeder Aufzeichnung mit einem neuen und extravaganten Kostüm hervor, was ebenso zu ihrem damaligen Markenzeichen wurde wie ihre pausenfüllende Lautmalerei Tschacka-Tschacka.

Sehr erfolgreich war ebenfalls ihr Kabarett-Programm "Ich bremse auch für Männer", mit dem sie zwei Jahre lang über Deutschlands Kleinkunst-Bühnen tourte.

Aktuell gehört sie zusammen mit Bernhard Hoëcker zum ständigen Rateteam der Sendung Genial daneben von und mit Hugo Egon Balder auf Sat 1. Dort sticht sie regelmäßig einerseits durch ihre Intelligenz und ihr gutes Allgemeinwissen, andererseits durch ihre laute, dominierende, polarisierende Art hervor. 2005 erhielt sie für diese Sendung die Goldene Romy für die Beste Programmidee. Außerdem ist sie regelmäßiger Gast in Ralph Morgensterns Sendung Blond am Freitag im ZDF.

Mit ihrer eigenen kleinen Firma "Komikzentrum" entwickelt sie zudem Ideen für das Fernsehen.

Sie ist liiert mit Cornelia Scheel, der Tochter von Dr. Mildred Scheel und Stieftochter des ehemaligen Bundespräsidenten Walter Scheel. Die beiden nahmen gemeinsam an der Aktion Standesamt des LSVD teil, dem sie auch als Mitglieder angehören.

Von Sinnen ging mit dem WDR-Moderator Jürgen Domian (WDR-Sendung: "Domian") in eine Schule und lebte auch einige Zeit mit dem Komiker Dirk Bach in einer Wohngemeinschaft in Köln.

Im Wahlkampf 2005 unterstützte von Sinnen die Grünen.

Hella von Sinnen ist maßgeblich am Kampf gegen die Diskriminierung von Schwulen und Lesben beteiligt und engagiert sich noch heute in vielen Projekten. Sie und Cornelia Scheel leben in Köln.







Dirk Bach

Dirk Bach (* 23. April 1961 in Köln) ist ein deutscher Schauspieler, Moderator und Komödiant.

Seine ersten Bühnenerfahrungen machte er in Studententheatern und in mehreren freien Theatergruppen. Diese führten ihn unter anderem nach Amsterdam, Brüssel, London, New York, Utrecht und Wien. Im Jahr 1992 wurde er festes Mitglied im Ensemble des Kölner Schauspielhauses.
Dem breiten Publikum ist er seit 1992 bekannt. Mit der Dirk Bach Show auf RTL feiert er hier seinen Einstand in der Welt des Fernsehens. Des Weiteren ist er den Fernsehzuschauern auch durch seine Serien Lukas (1996-2001, ZDF) - in dieser dreht sich alles um Lukas Lenz (Dirk Bach) und seine "Familie" (Tochter, Vater, beste Freundin) - und Der kleine Mönch (2002, ZDF) bekannt.

Lukas brachte ihm den Telestar 1996, den Deutschen Comedypreis 1999 sowie die Goldene Kamera 2001 ein. 1990 erhielt Bach für sein Kabarett-Programm "Edgar" den Kleinkunstpreis "Barocke Sau vom Bodensee". Diesen Preis erhielten neben Bach bis jetzt nur der Kabarettist Günter Grünwald (1989) und der Schauspieler Ottfried Fischer (1991). Mitte der 1990er Jahre erhielt Bach den Kleinkunstpreis "Kölschpreis".
Seit Jahren setzt sich Bach für die Gleichberechtigung von Lesben und Schwulen ein. So nimmt er an der Aktion EinszuEins des LSVDs teil. 1997 hat er in Florida mit seinem Lebensgefährten Thomas eine Hochzeit gefeiert, die jedoch keine rechtliche Wirksamkeit entfaltete, da die Ehe dort nur für heterosexuelle Paare möglich ist.

Kinder kennen Dirk Bach als den Pepe aus der Sesamstraße. Dirk Bach erhielt auch den Humanitary Award 2000 und den Max Ophüls-Förderpreis 1985.
Zu erwähnen sind auch seine viel gelobten Hörbücher, auf denen er verschiedene Werke von Walter Moers bis Franz Kafka vorträgt, aber auch Märchen wie z. B. Urmel aus dem Eis von Max Kruse vorliest.
In vielen seiner Produktionen arbeitet er eng mit Hella von Sinnen zusammen, die er aus den Zeiten einer gemeinsamen Kölner Wohngemeinschaft kennt.
Im Januar 2004 moderierte er die erste und im Oktober und November 2004 die zweite Staffel der RTL-Sendung "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!". Weihnachten 2005 lief auf Sat1 eine Verfilmung von Urmel aus dem Eis mit Dirk Bach in der Hauptrolle als Urmel.
Seit 2006 fungiert er als Spielleiter der Improvisationscomedy Frei Schnauze auf RTL.
Bekannt dürfte auch sein Ausspruch auf der ECHO-Verleihung 2004 sein, den er angesichts der Nominierungen an die Vertreter der Musikindustrie richtete: Und ihr wundert euch, dass es euch schlecht geht?

Dirk Bach unterstützt unter anderem:
People for the Ethical Treatment of Animals (PeTa)
Amnesty International







Peter Plate

Rosenstolz ist eine deutsche Musikgruppe aus Berlin, die sich um die aus Ost-Berlin stammende Sängerin AnNa R. und den in Westdeutschland aufgewachsenen Songschreiber und Sänger Peter Plate gebildet hat. Die vorwiegend auf deutsch gesungenen Lieder stellen eine Mischung aus Pop, Rock und Chanson dar, wobei die Texte mal derb, mal melodramatisch, mal erotisch, mal provozierend, mal gefühlvoll sind. Vielfach wird der Musikstil von Rosenstolz auch Mondänpop genannt.







Rosenstolz

Die berühmte Legende "vom Tellerwäscher zum Millionär"? Zum Glück nicht ganz - aber für Rosenstolz fängt es tatsächlich in einer Küche an.

AnNa R., geboren 1969 in Berlin-Friedrichshain, versucht schon zu DDR-Zeiten, als Sängerin Fuß zu fassen. Doch immer wieder gibt man ihr zu verstehen, sie "solle" nicht. Zu kritisch? Zu selbstbewusst? Sie bewirbt sich mit einem "Westsong" von Whitney Houston - ein Sakrileg! So versucht sie sich als Chemielaborantin und später als ungelernte Musikhändlerin. Vom kleinen Lohn nimmt sie weiter Gesangsunterricht. Dann kommt die Wende.

Auch Peter Plate, der 1967 in Neu Delhi das Licht der Welt erblickt, will immer nur Musik machen. Über Hamburg kommt er durch seinen Stiefvater nach Goslar in den Harz. Doch Akkordeon spielen bei den "Harzer Heimatsängern", das ist's nicht wirklich. Nach Zivildienst und Studium in Sozialpädagogik fällt die Entscheidung, nach Berlin zu gehen. Zunächst ohne echte Ziele - nur eines ist klar: Musik zu machen. Was bietet sich mehr an als Berlin, das nach der Wende schwer im Aufbruch ist?

Schnell ist eine Bude gefunden, und auf die Frage des Untervermieters, wie man mit einem "Hubba-Bubba-Keyboard" (O-Ton Peter) denn richtig Musik machen soll, meint Peter "ich brauch ne Sängerin!" Der Mann kann helfen, denn er kennt AnNa. Bereits kurz danach steht Peterchen in Friedrichshain bei AnNa auf der Matte. Sie teilen sich ne Flasche Wein und verstehen sich prima. Doch vom Reden allein bewegt sich nichts, befinden beide, und beschließen, zu Peters Bude zu verlegen. Der Wein ist ohnehin schon alle. Die erste Probe erfolgt in jener legendären Küche im zweiten Hinterhaus, Klo halbe Treppe tiefer. Dass aus diesem Happening einer der erfolgreichsten deutschen Acts hervorgehen soll, ahnt zu der Zeit wirklich niemand.

Das erste Konzert von Rosenstolz im Oktober 1991 in der Galerie Bellevue in Berlin ist, mit knapp 30 Besuchern (von denen 15 Freunde sind) kein besonderer Erfolg. In Peters Augen sogar ein peinlicher Reinfall: AnNa hatte die Idee, zu jedem Song ein anderes - selbst genähtes - Outfit zu tragen. Nur hatte sie vergessen, dass das Umziehen etwas Zeit braucht! So steht der schüchterne Peter zwischen den Stücken peinlich berührt an seinem Keyboard und muss auf die "Diva" warten. Das Publikum grient sich einen ab. "Das war ein Alptraum", sagt Peter heute. "Ich hab vor mich hingeklimpert und gerufen: ANNA KOMM WIEDER!"

Doch Rosenstolz geben nicht auf, und einige Konzerte später soll ihre Ausdauer belohnt werden - der ehemalige Produzent von Nina Hagen, Tom Müller, hört sie und bietet ihnen an, sie zu produzieren. Ende 1992 erscheint das Debüt-Album "Soubrette werd' ich nie". AnNa und Peter sind stolz, doch das Album wird ein Flop. Obwohl die heutigen Kultsongs wie "Königin" oder "Schlampenfieber" auf dieser Scheibe sind.

Sie schreiben neue Lieder, geben Konzerte außerhalb von Berlin, und mit den 500 DM, die ihnen ihr Produzent aus eigener Tasche zahlt, können sie sich gerade über Wasser halten. Im Februar 1993 legt ein begrenztes Publikum seine negative Haltung gegenüber Rosenstolz ab, und die Besucherzahlen in ihren Konzerten steigen genauso wie die Anzahl der verkauften Alben.

Mit dem Titelsong ihres zweiten Album "Nur Einmal Noch", das 1994 erscheint, gelingt es ihnen, in Berlin des ersten Platz in den Radio-Charts zu belegen. Schließlich werden vom Ersparten teure Videoclips produziert - doch kein TV-Sender zeigt sie. Jedoch, was macht das schon: die Touren werden länger, die Band wächst (längst sind sie nicht mehr nur zu zweit) und die Clubs größer. 1995 buchen sie das Metropol in Berlin - ein gewagter Schritt. Doch die 1000 Tickets sind so schnell weg, dass ein Zusatzkonzert gemacht werden muss. Ein erster Anflug von Wahnsinn!

Das Interesse der großen Plattenfirmen wird erst ein Jahr später durch das erscheinende Album "Mittwoch is' er fällig" geweckt, und Rosenstolz wechseln vom kleinen Label Traumton zur Polydor. Eine gute Entscheidung, wie wir heute wissen. Denn kein anderer als Tim Renner, zu der Zeit Boss der Universal, zu der auch Polydor-Island gehört, protegiert Rosenstolz, so gut es geht.

1998 wird's problematisch: Sie sollen am deutschen Vorentscheid zum Grand Prix teilnehmen. "Nee, nicht unser Ding, überhaupt nicht" versuchen sich AnNa und Peter aus der Affaire zu ziehen. Aber die Show soll entstaubt werden und jünger erscheinen, gibt man zu bedenken. "Ok, dann doch!" Sie gehen mit "Herzensschöner" an den Start, werden Zweite hinter Guildo Horn mit seinem unsäglichen Trash "Piep Piep".

Für zahlreiche Menschen sind Rosenstolz schwer einzuordnen. Manche schließen vom Namen her auf Schlager, ohne die Musik zu kennen. Andere halten die Kultband für reine Botschafter der Homosexualität. Alles falsch. In ihrer eigenen Definition ist Rosenstolz eine Popgruppe, wobei Pop eben die Freiheit genießt, mit allen Stilrichtungen gekoppelt zu werden - sei es Klassik, Rock, Chanson oder R'n'B. Zum Thema "Homo" sei gesagt, dass Peter Plate sich seit seinem 19. Lebensjahr (also seit '86!) zum Schwul-Sein bekennt. Er hat nach zehn Jahren Partnerschaft seinen Freund (und Produzenten) Ulf Sommer geheiratet. AnNa R. hingegen ist "ganz normale Hete". Auch sie hat 2002 geheiratet. Weiter machen sich Rosenstolz aktiv für die Deutsche Aidshilfe stark. Auf Touren werden mitunter sechsstellige Beträge gesammelt und direkt zur Verfügung gestellt.

Von Album zu Album können Rosenstolz heute größere Erfolge verbuchen. Sie räumen Preise und Auszeichnungen ab. Eine stetig wachsende Fangemeinde, erfolgreiche Touren und etliche Platzierungen der Alben in den Top Ten zeigen, dass sie es mit stetiger Arbeit und Liebe zur Musik geschafft haben, sich auf dem deutschen Markt zu etablieren. Allein zum Tour-Abschlusskonzert der "Macht Liebe-Tour" 2003 finden sich nach 27 ausverkauften Konzerten in Berlin-Wuhlheide 17.000 Menschen in der Open-Air Arena ein, um mit Rosenstolz ein Stück fantastisches Lebensgefühl live zu erleben.

Mit der 2004 erscheinenden CD "Herz" festigt das Berliner Duo seinen Status in der deutschen Musikszene und überzeugt Kritiker und Fans mit aussdrucksstarken Songs und Texten. Seit über zehn Jahren ununterbrochen auf Tour und im Studio, beschließen AnNa und Peter für 2005 eine Pause. Im Februar 2006 melden sich Rosenstolz zurück: Ihr Album "Das Große Leben" steht in den Regalen.







Film: Anders als die anderen

...ist "Mann", wenn "Mann" schwul ist... Und dann kommt "Mann" in Schwulitäten...

Inhalt:
Paul Körner, die Hauptfigur in dem semidokumentarisch aufgebauten Film, fühlt sich schon zu Schulzeiten zu einem Klassenkameraden hingezogen. Zu sehr, wie der Lehrkörper befindet. Und so wird er von der Schule verwiesen. 
Dennoch vermag er ein Studium aufzunehmen, welches ihn aber auch nicht befriedigt. Seine Kommilitonen drängen ihn ständig, mit Mädchen anzubandeln. Doch danach steht Pauls Sinn nicht...
Er gibt das Studentenleben auf und sich seiner Begabung hin, als Violinvirtuose sein Geld zu verdienen. Als gefeierter Star, niemand weiß um seine Homosexualität. Nach einem seiner Konzerte erscheint sein treuester Fan - ein junger Mann - und bittet um Privatunterricht. Romantisch. Doch auf einem Schwulenball nimmt Paul einen Fremden mit nach Hause. Ein fataler Fehler, denn er wird nun das Opfer eines Verbrechers - eines Erpressers. Dieser droht, ihn wegen Verstoßes gegen den § 175 anzuzeigen. Paul zahlt, bis ihm der Besuch eines Vortrags von Magnus Hirschfeld und die wissenschaftliche Betrachtung der Homosexualität neues Selbstbewusstsein geben. Er zeigt Bollek an, der zwar wegen Erpressung verurteilt wird - doch nun ist auch Körners Veranlagung bekannt und er wird gesellschaftlich geächtet. Körner begeht Selbstmord.

Fazit:
Ein filmhistorisches Dokument, ein Stück lebendige Schwulengeschichte.
Richard Oswald schuf unter der Beratung Magnus Hirschfelds einen Film, der 1919 seiner Zeit weit voraus war und folgerichtig von den Behörden zensiert wurde. Den Restauratoren gelang es, aus einer in der Ukraine aufgefundenen Filmrolle, die Originalfassung wiederherzustellen.

Pressetext:
Am 2. September 2002 erschien bei der Edition Salzgeber ein wahres schwulenhistorisches Monument auf Video: ANDERS ALS DIE ANDERN.

Mit ANDERS ALS DIE ANDERN hat Richard Oswald den ersten Homosexuellen-Film der Filmgeschichte geschaffen. Der Film wurde am 18.08.1920 verboten "mit der Maßgabe, dass die Vorführung zugelassen wird vor bestimmten Personenkreisen, nämlich Ärzten und Medizinalbeflissenen, in Lehranstalten und wissenschaftlichen Instituten".







Richard Oswald

Richard Oswald (eigentlich: Richard W. Ornstein; * 5. November 1880 in Wien; † 11. September 1963 in Düsseldorf) war ein österreichischer Filmregisseur und Drehbuchautor.

Oswald studierte an der Wiener Dramatischen Hochschule. Oswalds erste Filmregie entstand 1914. Sein Film Das eiserne Kreuz (1915) wurde wegen pazifistischer Tendenzen beschlagnahmt und verboten, es war schließlich Krieg. Im Jahr 1916 gründete Oswald seine eigene Produktionsgesellschaft, die Richard Oswald-Film GmbH, und schuf zirka 100 Filme. Er probierte sich in fast allen Genres aus. Oswald ist der Begründer des sogenannten Sitten- oder Aufklärungsfilms. Unter Beteiligung von Magnus Hirschfeld widmete er sich gegen Ende des ersten Weltkrieges tabuisierten Themen und strafbewehrten Handlungen; Schwangerschaftsabbruch (§ 218 StGB) und Verbreitung von Geschlechtskrankheiten in Es werde Licht (1917/18) und Homosexualität (§ 175 StGB) in Anders als die anderen. 1922 wurde seine Firma zur Aktiengesellschaft erweitert. In der Folge brachten einige Großproduktionen nicht den gewünschten kommerziellen Erfolg. Schon 1926 meldete die Firma Konkurs an.

Zusammen mit Heinrich Nebenzahl gründete Oswald 1925 die Nero-Film AG für die beispielsweise Fritz Lang sowie Georg Wilhelm Pabst drehten. Der erste Tonfilm von Oswald Wien, du Stadt der Lieder (1930) wurde ein Publikumserfolg. Oswald schaffte den Sprung ins Tonfilmzeitalter. Es folgten einige weitere kommerziell erfolgreiche Filme.

Die Machtergreifung der Nationalsozialisten beendete allerdings seine Karriere in Deutschland. Oswald emigrierte 1933 über Österreich, Frankreich, Holland und England in die USA (ab 1938). Er realisierte seit seiner Emigration nur noch wenige Filme, zuletzt 1949 The lovable cheat. Ab 1953 produzierte er in Hollywood für das Fernsehen. Am 11. September 1963 starb Richard Oswald in Düsseldorf, er befand sich gerade zu Besuch in Deutschland.
Sein Sohn ist der Regisseur Gerd Oswald.